Was ist Psychodrama?
Psychodrama ist eine Therapieform, in der der Klient seine inter- und intrapersonalen Konflikte und Probleme als Szene innerhalb des Therapiesettings darstellt. Statt ein Gespräch „über“ etwas zu führen, wird eine reale, unmittelbar anschauliche Situation erzeugt. Durch den Rollentausch (eine der wichtigsten Techniken im Psychodrama) übernimmt der Klient darin verschiedene Positionen (z. B. bei einem Familienkonflikt wird er zur Mutter, zum Vater und zum Kind). So ist es ihm möglich, die Gefühle aller Beteiligten selbst zu erleben und auszuagieren. Durch die entstehende Interaktion verändert sich die Szene und damit auch das eigene Bewusstsein. Es entsteht ein tiefes Verständnis für die Situation, die eigenen Emotionen und Beweggründe – und auch für die der anderen. Psychodrama aktiviert intensive Gefühle und Prozesse und fördert gleichzeitig das kognitive Verständnis. Das Nacherleben und Ausagieren alter, tabuisierter Gefühle schafft Raum, um die dahinter liegenden bislang unbekannten Emotionen zu entdecken. Das parallele verstandesmäßige Erfassen hingegen ist notwendig, um das Erlebte auch auf kognitiver Ebene zu begreifen und damit dauerhaft verankern zu können. Nur in dieser Kombination von Emotionalität und Intellekt wird ganzheitliche Heilung möglich. Das Psychodrama stellt einen umfangreichen Werkzeugkoffer zur Verfügung, mit dessen Hilfe Emotionen und Sachverhalte schnell sichtbar gemacht und auf den Punkt gebracht werden können. Durch die Arbeit mit alltäglichen Szenen kann Psychodrama zum Erproben und Üben neuer Verhaltensweisen genutzt werden. Der Einsatz von Skulpturen, Bildern und Symbolen ermöglicht darüber hinaus einen Zugang zu unbewusstem Wissen und nichtsprachlichen Anteilen der Psyche. Unabhängig davon, wie Psychodrama eingesetzt wird, es besticht immer durch seine Erlebnisdichte und unmittelbare Anschaulichkeit. Die Erfahrungen zeigen, dass Handeln und Erleben zu nachhaltigeren Ergebnissen führt, als „nur“ zu reden.
Psychodrama-Hintergrund
Der Begründer des Psychodramas, J.L. Moreno, vereinigte seine medizinischen, psychologischen, soziologischen und anthropologischen Interessen in dieser Therapieform. Er gab einschlägige Zeitschriften heraus und hat wesentlichen Einfluss auf verschiedene andere Therapierichtungen genommen. So nahm er die Kernaspekte von Carl Rogers Gesprächspsychotherapie vorweg und bereitete wichtige Ansätze der systemischen Therapien vor (Familien- und Paartherapie). Eric Berne (Transaktionsanalyse), Fritz Perls (Gestalttherapie), Virginia Satir (Familientherapie) und viele andere einflussreiche TherapeutInnen besuchten seine Veranstaltungen und ließen sich von ihm inspirieren.
Anwendung
Psychodrama wird in Deutschland von etwa 900 TherapeutInnen angewendet, vor allem in Psychiatrischen Kliniken, in Psychosomatischen Abteilungen, in Beratungsstellen, in der Ausbildung von PädagogInnen, in der Jugendarbeit und Erwachsenenbildung sowie in der Unternehmens- und Organisationsberatung. Ziel psychodramatischer Arbeit ist die Überwindung des Ausgeliefertseins an alte Muster, die Fähigkeit zur Verhaltensvariabiliät und die Beweglichkeit im Meistern des Moments. Nicht die Inneren Anteile sollen uns, sondern wir die Inneren Anteile beherrschen. Psychodrama dient uns als Methode, um für den Klienten Prozesse, Probleme, Fragen und Beziehungen deutlich werden zu lassen und zur Lösung zu führen. Psychodrama ermöglicht innerhalb der Gruppe, in Paaren oder in Einzelsitzungen u. a.: die Klärung konfliktreicher zwischenmenschlicher Beziehungen, das Erkennen und Beheben von Kommunikationsstörungen und dysfunktionalen Interaktionen, die Aufdeckung von Konfliktursachen (unterschiedlicher Symptome), die Entwicklung unterrepräsentierter Innerer Anteile, den Abbau bzw. die Umwandlung destruktiver Verhaltensmuster, sowohl das kathartische als auch das bewusst reflektierte Wiedererleben abgewehrter/verdrängter Geschehnisse und Gefühle sowie ihre Integration, das Einüben neuer Verhaltensweisen, das Entdecken und Erproben bisher ungenutzter oder unbekannter Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung und sozialen Begegnung.
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Mehr Informationen online auf der Webseite des Psychodrama-Institut Hamburg